Ein Gang durch den Garten oder einen Park, eine Fahrt über Land zeigen: Fast zu jeder Jahreszeit überwiegt bei uns die Farbe Grün – ein Zeichen für zu viel Mähen und zu wenig Vielfalt. Doch Sie können etwas tun, um das zu ändern.
Wenn unser Auge Grün sieht, entspannt sich der Körper. Die Farbe Grün ist für uns gleichbedeutend mit Natur geworden – und so scheint uns überall dort die Natur in Ordnung zu sein, wo es grün ist. Deshalb nehmen wir vor lauter Grün nicht wahr, dass eine natürliche Flora nicht immer nur grün ist und auch nicht immer grün sein darf.
FARBEN DER NATUR IM JAHRESLAUF
Alljährlich synchronisieren die Jahreszeiten die natürlichen Rhythmen der Pflanzen und dirigieren deren Entwicklungszyklus. Im Frühjahr keimen die Samen der zwei- und mehrjährigen Pflanzen. Gleichzeitig beginnen die mehrjährigen Stauden und Zwiebelblumen aus ihren unterirdischen Wurzeln, Rhizomen, Knollen und Zwiebeln auszutreiben und Sträucher und Laubbaume entfalten ihre Blatter. Das winterliche Braun der Stämme, Äste und Zweige wird umhüllt von frischem Grün. Auch Farben tauchen auf – das Gelb der Weidekätzchen und der Kornelkirsche, später die blühenden Obstbäume, die weißen, gelben und lila Blütenteppiche am Waldboden, die vielen Blütenfarben von Krokus, Tulpen, Narzissen, Traubenhyazinthen in Garten, Parks und Grünanlagen.
Zum Sommer hin wandelt sich das frische Grün der Blatter zu einem dunkleren Grün und mit dem Verblühen der Rapsfelder und Löwenzahnwiesen dominiert in der Kulturlandschaft schließlich die Farbe Grün. Nur wo das Getreide reift, sehen wir bräunlich gelbe Felder. Buntes findet man im Sommer fast nur noch dort, wo es Blütensträucher und Blumenrabatten gibt. In vielen Garten und Anlagen jedoch führt der Einsatz von Rasenmäher und Heckenschere zu Dauergrün. Eigentlich müssten jetzt sommerliche Blumen blühen – auf Wiesen, an Wegrändern und Waldsäumen. Doch selbst wenn sie nicht weggemäht werden, führt der meist überdüngte Boden zu einer Vergrasung der Flächen: Gräser breiten sich aus und verdrängen die Blumen. Zwar blühen Gräser grün oder bräunlich und setzen Samen an. Doch wenn sie ständig gemäht werden, bleiben auch sie grün.
Im Herbst bereitet sich die Natur auf den Winter vor. Rasch schließen die Pflanzen ihre Entwicklung ab: Die Einjährigen sind schon verblüht, haben Samen gebildet und welken. Unter den Stauden blühen nun Astern und andere Herbstblüher, die anderen haben ebenfalls schon meist braune Samen und Früchte angesetzt – sofern sie nicht dem Rückschnitt oder Mäher zum Opfer gefallen sind. Bald ziehen sich die Stauden in die unterirdischen Teile zurück, die oberirdischen Pflanzenteile verwelken. Auch Gehölze tragen Früchte und Samen, die Blätter verfärben sich und fallen schließlich ab. Dort, wo gemäht wird, ist die Situation eine andere: Rasen und Wiese, ja sogar Felder und Wegränder sind weiterhin leuchtend grün.
Im Winter ruhen die Pflanzen – und wenn kein Schnee liegt, dominiert in der Natur nun die Farbe Braun: Stämme, Äste und Zweige sind braun, ebenso das Laub am Boden sowie verwelkte Stängel, Blätter und Fruchtstände der Stauden.

